Patriarchale Glaubenssätze und was sie für eine Rolle in der Psychologie spielen

Ein unreflektierter Mensch kennt seine Glaubenssätze und Überzeugungen nicht, die er in der Kindheit gelernt und verinnerlicht hat, die ihn als Erwachsenen aber prägen und ihm zum Teil heftige Probleme bereiten. Sie sind so stark und mächtig, dass es harter und langer Arbeit bedarf, um sie abzulegen. Im Patriarchat aber haben alle Menschen negative Prägungen in ihrer Kindheit erfahren. Diesen Fakt lassen heutige PsychologInnen und PsychotherapeutInnen völlig außer acht. Ich lese gerade ein Buch einer Psychologin, die schreibt, dass mit Selbsterkenntnis und Selbstreflexion fast alle Probleme lösbar seien, und zwar die, für die wir Verantwortung übernehmen können. Das sind die angelernten Glaubenssätze und Überzeugungen, und es ist sehr richtig, dass sie durch Selbstreflexion weitestgehend aufspürbar und ablegbar sind, das schrieb ich auch bereits mehrmals. Dies gelte natürlich nicht für äußere Ereignisse wie Naturkatastrophen, Kriege, Gewaltverbrechen etc. Doch die Ursache für alle unsere Probleme, das Patriarchat, ist ja bereits verantwortlich für Kriege und Gewaltverbrechen, die die Menschen unzählige Male traumatisierten. Seit 8000 Jahren vererbt eine Generation der nächsten ihre unverarbeiteten traumatischen Erlebnisse, aber auch die verinnerlichten Glaubenssätze. Erst seit kurzer Zeit in der Menschheitsgeschichte gibt es die Psychologie, welche auch erst durch das Patriarchat notwendig wurde, denn die Menschen sind ausnahmslos mehr oder weniger an ihrer Psyche erkrankt.

Erst das Patriarchat hat all die Defizite hervorgebracht, unter denen Menschen vor 8000 Jahren begannen zu leiden, voran die Frauen und Mütter. Genau dieser Aspekt wird von der Psychologie weitestgehend ausgeklammert. Immer ist nur von Eltern die Rede. Die Psyche der Frauen und Mütter wird mit der der Männer und Väter gleichgesetzt. Ein fataler Fehler, ist doch das patriarchale Vaterkonstrukt verantwortlich für die psychischen Defizite der Mütter, welche die der Männer nach sich ziehen.

Um aus den Defiziten heraus zu kommen, ist die Anwendung verschiedener Methoden der Selbstreflexion sehr hilfreich. Verbreitet und effektiv ist die Arbeit mit dem inneren Kind. Das innere Kind steht für die Persönlichkeitsanteile, die Glaubenssätze und Überzeugungen verinnerlicht haben, im Positiven wie im Negativen. Oft überwiegen die negativen, worauf die menschlichen Defizite basieren. Fakt ist, dass alle im Patriarchat entwickelten Glaubenssätze und Überzeugungen nichts mit der Realität zu tun haben. Sie führen im Gegenteil dazu, dass sich Wahrnehmungen extrem verzerren können. Unreflektierte Menschen der heutigen Zeit nehmen nicht wahr, sondern falsch. Ihre Überzeugungen verkehren sogar oft die Realität in ihr Gegenteil. So entstehen im Zwischenmenschlichen die tragischsten und heftigsten Konflikte, und zwar auf allen Ebenen der Gesellschaft. Je länger das Patriarchat andauert, desto ausgeprägter verschlimmern sich die falschen Wahrnehmungen. Die Menschen leiden immer mehr, wissen aber immer weniger, woran.

Die Psychologie muss endlich die fatalen Auswirkungen der menschlichen Fehlentwicklung Patriarchat insbesondere auf die weibliche Psyche realisieren und zur Kenntnis nehmen. Tut sie es nicht, wird sie weiterhin nur an den Symptomen herum doktern, die sich langfristig verschärfen. Sie ist ferner abhängig von den Menschen, die bereits über den nötigen Leidensdruck verfügen, um offen zu sein für die Arbeit an sich selbst und sich deshalb Hilfe dafür suchen. Dies dürften in der Mehrzahl Frauen und Mütter sein, denn es ist gut zu beobachten, dass die Initiative meistens von den Frauen ausgeht, die sich in unbefriedigenden bis gefährlichen Partnerschaften befinden, denn sie sind die Leidgeplagten. Männer, Ehemänner und Väter denken oft, sie hätten keine Probleme und es deshalb gar nicht nötig, an sich zu arbeiten. Sie denken, es sei mit ihnen alles in Ordnung, das Problem sei die Partnerin, während die Frauen unter ihrem defizitären und unreifen Verhalten leiden und längst spüren, dass in Wahrheit gar nichts in Ordnung ist. Die Frauen suchen sich Hilfe in ihrer Verzweiflung, ihre Partnerschaft oder Ehe zu retten. Sie sind es auch, die anfangen, sich selbst zu reflektieren. Es gibt nur einige wenige Männer, die diesen Schritt auch tun und die Kurve kriegen, die meisten aber ziehen es vor, die Veränderungen der Partnerin abzuwehren und sich in ihren beleidigten Schmollwinkel zurück zu ziehen. Leider unterstellen sie der Frau alles mögliche und machen sie für ihre eigenen Defizite verantwortlich, anstatt zu realisieren, dass es ihre Defizite sind, die die Probleme verursachen.

Projektion ist in dieser Zeit ein Massenphänomen. Sie ist ein ausgesprochen ungesundes Verhalten und bedingt die immer deutlicher werdende Täter-Opfer-Umkehr in allen Lebensbereichen. Auch diesem Umstand muss die Psychologie endlich Rechnung tragen. Es sind genau die Menschen, vornehmlich Männer, die glauben, sie müssten sich nicht reflektieren und an sich selbst arbeiten, die es am dringendsten nötig haben.

9 Antworten auf “Patriarchale Glaubenssätze und was sie für eine Rolle in der Psychologie spielen”

  1. Hat dies auf Wahrscheinkontrolle rebloggt und kommentierte:
    „Fakt ist, dass alle im Patriarchat entwickelten Glaubenssätze und Überzeugungen nichts mit der Realität zu tun haben. Sie führen im Gegenteil dazu, dass sich Wahrnehmungen extrem verzerren können. Unreflektierte Menschen der heutigen Zeit nehmen nicht wahr, sondern falsch. Ihre Überzeugungen verkehren sogar oft die Realität in ihr Gegenteil.“

    Like

    1. Die Psychologen behaupten zwar, dass ein Großteil geheilt werden kann, aber eben auch nicht alles. Sie wissen gar nicht, dass viel weniger geheilt werden kann als sie vermuten, weil sie die Umstände des Patriarchats nicht kennen. Sie sagen: Wir sind im Hier und Jetzt. Es geht um Selbstbewusstsein und Selbstwirksamkeit und Stärkung des Selbstbewusstseins. Alles legitim. Wollen sie einer Frau, die gerade Gewalt erfahren hat, was vom Patriarchat erzählen? Wäre für sie wenig hilfreich. Für die betroffenen Frauen auch. Aber langfristig nützt es nichts. Es muss sich damit beschäftigt werden.

      Gefällt 1 Person

      1. Die Zusammenhänge des Patriarchats zu verstehen kann natürlich entmutigen.Aber es kann in manchen Aspekten auch helfen, z.B. dass Frauen sich nicht selbst die Schuld geben für das was ihnen angetan wurde.

        Like

  2. So richtig, wichtig und wahr! Wie bitte können wir jetzt diese Wahrheit jedem Einzelnen in sein zugestopftes Hirn und seine angeschlagene Psyche bringen (hämmern)? Und allen Experten, Psychiatern, Anwälten, Ärzten, Pfaffen und Richtern gleich mit?

    Like

    1. Das Problem ist, dass jeder Einzelne bereit sein muss, sich behämmern zu lassen 😉 Gerade unter männlichen Experten gibt es so einige Selbstreflexionsverweigerer, da ist jede Bemühung, ihnen die Realität nahe zu bringen, völlig sinnlos. Sie selbst merken es nicht, aber Menschen, die in Selbstreflexion geübt sind, erkennen sie mit einem Blick. Es gibt dann nur eine Möglichkeit: Einen Bogen um sie zu machen. Leider sind auch einige Frauen, die sich mit dem Patriarchat beschäftigen, Selbstreflexionsverweigerinnen. Und so verkehren sich ihre zunächst guten Erkenntnisse in eine ungesunde Richtung und sogar ins Gegenteil, weil sie nicht fähig sind, ihre eigenen patriarchalen Glaubenssätze zu hinterfragen. Das tut mir dann immer besonders weh.

      Like

  3. Das menschliche Gehirn ist, wie bei allen Lebenwesen von der Natur so konzipiert, dass es in der jeweils für die Art biologisch sinnvollen Gemeinschaft optimal arbeitet. Hier kann es den Individuen und der Gruppe das Leben und Gedeihen sichern. Der Mensch, in diesem speziellen Fall wohl der Mann zerstörte diese Gemeinschaft (matrifokale Familie) mit den bekannten folgen der Zivilisation. Erst dann war Religion, Philosophie, Geschichtsschreibung, Psychologie usw. nötig um die Katastrophen schön zu reden und den Menschen für diese Zustände zu konditionieren. Dieser Beitrag beleuchtet das Problem für den Fall der Psychologie sehr gut.
    Danke.

    Like

    1. Danke für den Kommentar, lieber Thomas, allerdings eine kleine Anmerkung: Matrifokal und Familie schließen sich gegenseitig aus, denn die Familie entstand erst im Patriarchat durch Patrilokalität. Matrifokal kann nur eine Sippe sein 🙂

      Like

Hinterlasse einen Kommentar

Uwe Steinhoff

Philosoph

Perlenmutter's Blog

Texte weben, Vernetzung zum Wir.

yeRainbow and its world

volles Krabbeln!

MAtrifokalität

"Wir müssen unser Zusammenleben schlicht neu entwerfen: für eine postnationale, postkapitalistische und postpatriarchale Welt." (Ulrike Guérot)

Psycho-Psyche-Therapie

Psychologie, Psychotherapie und mehr

Diese kleine Frau

Ständig unterwegs, in der Welt und in Gedanken

reingelesen

#LiteraturvonFrauen

Karo-Tina Aldente

Aus dem Garten auf den Tisch

schreibschatten

fühlen denken schreiben

spoekenkiekerin

Hexenkram und Nach(t)gedanken

yvonne52

a womans point of view

Anne Busch Art

Kunst ist Leben - Leben ist Kunst