Das Gute im Menschen

Eigentlich glaube ich ja daran. Ich glaube, dass jeder Mensch im Grunde seines Herzens Gutes tun will, seinen Mitmenschen nur das beste wünscht und bei der Verwirklichung seiner Träume die besten Absichten hegt.

Ich erlebe es aber gerade wieder anders. Da baue ich vor ein paar Wochen einen Unfall, mitten in der Nacht beim Fahrspurwechsel, weil ich dachte, ich sei allein auf weiter Flur, dabei fuhr schräg hinter mir noch ein Fahrzeug. Und krach. Bagatellschaden, noch nicht mal eine Beule, nur ein paar schwarze Kratzer vom dem wie es den Anschein hatte nigelnagelneuen Mercedes. Ärgerlich sowas, ich hatte nicht aufgepasst und war natürlich Schuld. Dennoch habe ich die Polizei gerufen, musste mir deshalb von dieser einen dummen Spruch anhören („Und deshalb rufen Sie die Polizei?“ – Ey, muss ich mich etwa dafür rechtfertigen, oder was?). Meinem Unfallgegner war das sichtlich unangenehm. Dennoch war er mir gegenüber ausgesprochen höflich, wir tauschten Kontaktdaten aus, ich übergab meine Versicherungskarte, und damit war es erstmal erledigt.

Heute, genau heute, bin ich froh, dass ich die Polizei gerufen habe. So ist der Unfall nämlich aktenkundig geworden. Mein höflicher Unfallgegner hat meiner Versicherung gegenüber einen Schaden von 6000 € geltend gemacht. Die beauftragte daraufhin einen Gutachter, der heute intensiv mein Auto mit den paar Kratzern unter die Lupe nahm und mir dabei Haarsträubendes erzählte:

Der Mercedes war keineswegs nagelneu, sondern wies schon einen kaschierten Heckschaden auf. Er hatte damals ein rotes Nummernschild, angeblich gerade zugelassen für einen Händler. Inzwischen ist er wieder abgemeldet.

Ich soll angeblich die gesamte linke Seite des Mercedes geschrammt und ihn dabei noch gegen den Kantstein gedrückt haben. Und warum habe ich ihn eigentlich übersehen? Angeblich hielt er schon an der Kreuzung vorher neben mir an der Ampel, doch er ist mir nicht aufgefallen. Meinem Beifahrer auch nicht. Kann es sein, dass er gar nicht von dort kam?

Mein höflicher Unfallgegner ist Autohändler und arbeitet mit seinen beiden Brüdern zusammen, die diese Masche abziehen: Unfall bewusst provozieren und Versicherungen abzocken. Seine Freundin fungiert hierbei als Halterin der „neu“ zugelassenen Luxuskarossen, die in Wirklichkeit nur Crashkisten sind.

Tja, das Gute im Menschen hängt bei manchen eben sehr am Geld, und um an dieses zu kommen, ist jedes Mittel recht. Sich selbst der Nächste sein, aber nicht im Sinne von Selbstreflexion, sondern im Sinne von Selbstbereicherung auf Kosten anderer.

Kriminelle eben, auch wenn sie noch so höflich sind. Das Böse wäre nicht das Böse, wenn es nicht als das Gute verkleidet in Erscheinung träte.

Uwe Steinhoff

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